Das diesjährige Thema war die schwierige Frage, wie man einer religiösen Radikalisierung von Jugendlichen insbesondere an Schulen präventiv begegnen könne. Leider war dieses Thema sehr akut. Auch Hamburger Jugendliche reisten nach Syrien, um dort in den „Heiligen Krieg“ zu ziehen – was auch immer daran „heilig“ heißen mag.
Eingeladen waren VertreterInnen aller Parteien, die im Senat vertreten sind: Kazim Abaci (SPD), Bedo Bülent Kayaturan (CDU), Konstantin Kuhle (FDP), Christiane Schneider (Die Linke), Antje Möller (Die Grünen). Als externen Experten zum Thema konnten wir Ramses Oueslati vom LI Hamburg dazu gewinnen.
Es lud eine engagierte Schülergruppe der zehnten Klassen ein. Ca. 180 BesucherInnen nahmen am Diskussionsabend teil und folgten gebannt dem Programm. Eingeleitet wurde der Abend durch ein Input-Referat von Marlene Goos (Klasse 10b). Marlene präsentierte mit einer gut strukturierten Powerpoint-Präsentation souverän und informativ die Situation in Hamburg zum Thema. Dabei wurde klar, dass es für Radikalisierung jeder Art die verschiedensten Ursachen geben kann. Individuelle Probleme wie der Tod naher Angehöriger, aber auch soziale Faktoren wie eine gefühlte oder auch tatsächliche Diskriminierung können dazu führen, dass Jugendliche sich ausgeschlossen fühlen. Es sind diese Jugendlichen, die für vereinfachende Weltdeutungen, die vielleicht auch von den eigenen Problemen ablenken, besonders offen sind. Für die Gesellschaft stellt sich die Frage, wie sie in solchen Fällen präventiv einschreiten kann. Klar wurde bei dem Vortrag allerdings auch, dass die Anzahl islamistischer oder gar dschihadistischer Glaubenden gegenüber der aufgeklärten Mehrheit bei weitem in der Minderheit ist.
Die zwei Moderatorinnen Merle Branning (10c) und Jamila Abdul-Amidu (10b) leiteten nach Marlenes Vortrag die darauffolgende Diskussion. Alle Parteien waren sich im Grunde genommen einig, dass Präventionsarbeit ganz klar gestärkt werden müsse. Unterschiede bestanden im Detail. Kazim Abaci verwies auf die geplante Einrichtung eines Beratungsnetzwerkes, an welches sich betroffene Eltern richten können. Christiane Schneider (Die Linke) kritisierte allerdings, dass nicht genügend Gelder im Jugendbereich zur Verfügung gestellt würden, was Ramses Oueslati unterstützte. Bedo Kayaturan verwies vehement darauf, dass insbesondere muslimischen Jugendlichen auf Positivvorbilder aufmerksam gemacht werden müssten – auch an Schulen. Auch Konstantin Kuhle betonte die besondere Notwendigkeit von Aufklärungsarbeit an Schulen, damit religiösen Verführern das Wasser abgegraben würde. Konsens bestand bei allen darin, dass das „Wir-Gefühl“ zwischen muslimischer Minderheit und Nicht-muslimischer Mehrheit gestärkt werden müsste. Generell ist festzuhalten, dass kurz vor dem Wahltermin alle ParteienvertreterInnen darauf aus waren, ihre Botschaften zu betonen.
Nach der Diskussion stellten sich die Diskutierenden in der abschließenden offenen Fragerunde den Fragen des Publikums. Diese war in besonderer Weise von aktuellen Ereignissen in Barmbek geprägt. Der Landesverfassungsschutz hat vor dem Besuch einer Moschee im unmittelbaren Umfeld des Margaretha-Rothe-Gymnasiums gewarnt, was naturgemäß einige Eltern beunruhigte. Die Schulleitung betonte allerdings, dass sie von einer direkten Beeinflussung bisher keinerlei Kenntnis habe. Falls es in dieser Richtung Anzeichen gäbe, würde allerdings entschlossen dagegen vorgegangen werden.
Das Thema war kein einfaches. Dennoch hat sich die Vorbereitungsgruppe beachtlich geschlagen insbesondere angesichts der Tatsache, dass die zehnten Klassen kurz vor dem Diskussionstermin ihre Überprüfungen für den Übergang in die Oberstufe geschrieben haben. Das Feedback war grundsätzlich positiv, auch wenn mancher einen offeneren Schlagabtausch der DiskussionsteilnehmerInnen vermisst hat. Bei der nächsten Diskussion wird daher der Gesprächsablauf stärker aktiv gestaltet werden.