Kategorien
Und täglich grüßt der Judenhass

Charlotte Knobloch

Charlotte Knobloch gilt als die zentrale Persönlichkeit in Deutschland und darüber hinaus, wenn es um jüdisches Leben und jüdische Kultur geht. Obwohl sie persönlich die Reichspogromnacht 1938 erleben musste und sich danach jahrelang unter falscher Identität vor nationalsozialistischer Verfolgung verstecken musste, engagierte und engagiert sie sich nach wie vor massiv für das Wiedererstarken jüdischen Lebens in der BRD.

1985 wurde sie Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. 2006 wurde sie zur Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland gewählt. Dieses Amt hatte sie bis 2010 inne. Von 2005 bis 2013 war sie die Vize-Präsidentin des World Jewish Congress.

Ihr Hauptaugenmerk richtete sich dabei immer auf den Kampf gegen den Antisemitismus. Knobloch engagiert sich international in diversen ehrenamtlichen Tätigkeiten und ist Mitglied in verschiedenen jüdischen und nicht-jüdischen Organisationen. Für ihre Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Bundesverdienstkreuz.

Wir sind hocherfreut, Frau Knobloch mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen zu unserem diesjährigen Thema als Teilnehmerin der Diskussion begrüßen zu dürfen.

Bildquelle: Alexander Ivanov Metteur, Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Charlotte_Knobloch.jpg

Kategorien
Und täglich grüßt der Judenhass

Ben Salomo

Ben Salomo ist ein 42-jähriger aus Israel stammender Rapper und Autor, der in Berlin aufgewachsen ist und die Konzertreihe „Rap am Mittwoch” gründete, welche durch prominente Teilnehmer nationale Bekanntheit erlangte und somit zu Deutschlands größter Live-Battle-Rapliga wurde.
Im Alter von vier Jahren zog Ben Salomo, der eigentlich Jonathan Kalmanovich heißt, gemeinsam mit seiner Familie nach Berlin, wo er noch heute lebt.

Schon in jungen Jahren war er Antisemitismus ausgesetzt. Besonders von türkischen oder arabischen Jugendlichen wurde er oft gemieden und diskriminiert, sobald sie herausfanden, dass er jüdisch ist. Er erlebte Gewalt und musste lernen, sich zu verteidigen. 
Die häufige Konfrontation mit Hass, Gewalt und Ausgrenzung prägt den Rapper bis heute, sodass er sich stark gegen Antisemitismus in der Pop-Kultur einsetzt. Im April 2018 beendete er die Battle-Rap Reihe „Rap am Mittwoch” und gab bekannt, aus der Rapszene auszutreten. Grund hierfür sei der Antisemitismus und der Hass auf Israel in der Pop-Kultur.

Im Februar 2019 erschien seine Biographie „Ben Salomo bedeutet Sohn des Friedens”, in der er über sein Leben und seinen teilweise traumatischen Erfahrungen als Jude in Deutschland spricht und die antisemitische Problematik Deutschlands thematisiert. Aufgrund der anwachsenden antisemitischen Tendenzen in Deutschland schließt er eine Rückkehr in sein Heimatland Israel jedoch nicht aus.

Durch sein offenes und klares Bekenntnis zum Judentum tritt Ben Salomo nicht nur antisemitischen Tendenzen im Deutschrap entgegen, sondern macht auch auf den wachsenden Antisemitismus besonders in der jüngeren Gesellschaft aufmerksam. Sein Buch wird bei unserer Veranstaltung käuflich zu erwerben sein. 

Bild: JJPhotography

Kategorien
Demokratie in der Krise?! Thema

Demokratie in der Krise?!

Margaretha Rothe fragt … fand am Mittwoch den 2. Mai um 19:00 zum Thema Demokratie in der Krise?! statt. Zu der Veranstaltung waren die Gäste Kevin Kühnert (Jusos), Fabio de Masi (Die Linke) der allerdings aufgrund einer Krankheit nicht teilnehmen konnte, stattdessen kam kurzfristig Christiane Schneider (Die Linke), Christoph de Vries (CDU), Jörn Kruse (ehemals AfD) und Paul Middelhoff von der Zeit.

Plakat zur Veranstaltung
Kategorien
Gleichberechtigung Thema

Gleichberechtigung

Rückblick „Margaretha Rothe fragt … zum Thema Gleichberechtigung. Die Gäste Susanne Beyer, Stefanie von Berg und Sybille Meier.

Wir blicken auf eine weitere erfolgreiche Podiumsdiskussion der Reihe „Margaretha Rothe fragt …“ zurück. Diese fand am 2. Mai zum Thema „Gleichstellung von Mann und Frau“ statt und befasste sich schwerpunktmäßig mit den Bereichen Wirtschafts- und Familienpolitik sowie Hate-Speeches. Als Gäste waren drei Frauen zugegen, die selbst eine hohe Position inne haben und dem Thema von daher auch einen persönlichen Einschlag verleihen konnten. Susanne Beyer (Chefredakteurin beim Spiegel), Susanne Meier (Dramaturgin am Deutschen SchauSpielHaus Hamburg) und Stefanie von Berg (MdHB; Bündnis 90/Die Grünen) sprachen gemeinsam mit den souverän auftretenden Moderatorinnen der Semesterstufe 2, Michelle Weck und Vanessa Prodromidis, über das zu jeder Zeit aktuelle Thema.

Plakat zur Veranstaltung

Die Veranstaltung begann mit dem Schwerpunkt Wirtschaftspolitik, der sich besonders mit der Frauenquote, die seit 2016 gilt, befasste und ging dann in den Bereich der Familienpolitik über. Alle drei Gäste sind Mütter und konnten daher über eigene Erfahrungen berichten und Unterschiede wurden deutlich. Während Frau Meier selbst nicht von der Frauenquote betroffen ist und sich daher nicht sonderlich viel mit dieser auseinander gesetzt hatte, äußerten sich Frau Beyer und Frau von Berg differenzierter. Die Chefredakteurin sah die 30 Prozent als richtigen Schritt an, ist jedoch langfristig für die Abschaffung des Gesetzes, damit sich das Prinzip auf gesellschaftlicher Ebene etabliert. Frau Von Berg hingegen unterstützte das Ergebnis einer Studie, dass man sich erst ab einem Verhältnis von 40 zu 60 nicht als Minderheit wahrnimmt. Demnach sollte die Frauenquote noch verschärft werden. Längst gibt es nicht mehr nur das eine System, bei dem die Mutter zu Hause bleibt und sich um das Kind kümmert. Besonders brisant wurde es, als die sexualisierten Hate-Speeches an die Reihe kamen. Stefanie von Berg war vergangenen Jahres im Internet aufs Äußerste beleidigt worden, nachdem sie sich in einer Rede positiv gegenüber einer Gesellschaft ohne ethnische Minderheiten ausgesprochen hatte und ein in der Sache verkürzter Ausschnitt auf der Facebook-Seite der AfD veröffentlicht wurde. Sie las selbst einige Kommentare, die sie erhalten hatte, vor und berichtete, wie sehr sie diese Beleidigungen mitgenommen hätten. Auf die Frage, ob sich auch Männer das Gleiche anhören müssten, antwortete sie klar: „Nein, das denke ich nicht.“

Die Neuerung – eine Aktion – führte zu der gewünschten Auflockerung der Podiumsdiskussion. Diese wurde in Form eines kleinen Wettbewerbs durchgeführt, bei dem die Gäste gegen drei Männer aus dem Publikum antraten und das Spiel knapp für sich entscheiden konnten. Die vertretenen Männer auf dem Podium wurden jedoch den strengen Erwartungen an sie nicht ganz gerecht. Gefordert war, dass sowohl die weiblichen Gäste als auch ihre männlichen Kontrahenten, während sie mit dem Wickeln Puppen-Babys abgelenkt wurden, zu verschiedenen visuellen Inputs ihre Statements abliefern sollten. Insbesondere Frau Beyer erwies sich hier als schlagfertig.

Der abschließende Teil der Veranstaltung befasste sich mit Lösungsansätzen, die von den Moderatorinnen, von den Gästen sowie dem Publikum hervorgebracht wurden. Anders als erwartet, kam es sogar zu kleinen Meinungsverschiedenheiten der Frauen, beispielsweise bezüglich der Forderung des Justizministers Heiko Maas, sexualisierte Werbung zu verbieten. Besonders die Frage, ab wann eine Werbung sexualisiert ist, bot Raum zur Diskussion. Hierdurch wird die Problematik der tatsächlichen Gleichstellung von Mann und Frau deutlich. Die gesellschaftliche Gleichstellung von Mann und Frau ist und bleibt ein umstrittenes Thema, das nicht sofort gelöst werden kann. Aus diesem Grund schlossen die Moderatorinnen den Abend mit einer Aufforderung ab, die sich besonders an die Frauen richtet: Sie sollen sich behaupten und für ihre Rechte einstehen, indem sie bei ungerechter Behandlung nicht schweigen, sondern den Mund aufmachen und sagen, was sie wollen.

Kategorien
Radikalismus Thema

Radikalismus

Das diesjährige Thema war die schwierige Frage, wie man einer religiösen Radikalisierung von Jugendlichen insbesondere an Schulen präventiv begegnen könne. Leider war dieses Thema sehr akut. Auch Hamburger Jugendliche reisten nach Syrien, um dort in den „Heiligen Krieg“ zu ziehen – was auch immer daran „heilig“ heißen mag.

Eingeladen waren VertreterInnen aller Parteien, die im Senat vertreten sind: Kazim Abaci (SPD), Bedo Bülent Kayaturan (CDU), Konstantin Kuhle (FDP), Christiane Schneider (Die Linke), Antje Möller (Die Grünen). Als externen Experten zum Thema konnten wir Ramses Oueslati vom LI Hamburg dazu gewinnen.

Es lud eine engagierte Schülergruppe der zehnten Klassen ein. Ca. 180 BesucherInnen nahmen am Diskussionsabend teil und folgten gebannt dem Programm. Eingeleitet wurde der Abend durch ein Input-Referat von Marlene Goos (Klasse 10b). Marlene präsentierte mit einer gut strukturierten Powerpoint-Präsentation souverän und informativ die Situation in Hamburg zum Thema. Dabei wurde klar, dass es für Radikalisierung jeder Art die verschiedensten Ursachen geben kann. Individuelle Probleme wie der Tod naher Angehöriger, aber auch soziale Faktoren wie eine gefühlte oder auch tatsächliche Diskriminierung können dazu führen, dass Jugendliche sich ausgeschlossen fühlen. Es sind diese Jugendlichen, die für vereinfachende Weltdeutungen, die vielleicht auch von den eigenen Problemen ablenken, besonders offen sind. Für die Gesellschaft stellt sich die Frage, wie sie in solchen Fällen präventiv einschreiten kann. Klar wurde bei dem Vortrag allerdings auch, dass die Anzahl islamistischer oder gar dschihadistischer Glaubenden gegenüber der aufgeklärten Mehrheit bei weitem in der Minderheit ist. 

Die zwei Moderatorinnen Merle Branning (10c) und Jamila Abdul-Amidu (10b) leiteten nach Marlenes Vortrag die darauffolgende Diskussion. Alle Parteien waren sich im Grunde genommen einig, dass Präventionsarbeit ganz klar gestärkt werden müsse. Unterschiede bestanden im Detail. Kazim Abaci verwies auf die geplante Einrichtung eines Beratungsnetzwerkes, an welches sich betroffene Eltern richten können. Christiane Schneider (Die Linke) kritisierte allerdings, dass nicht genügend Gelder im Jugendbereich zur Verfügung gestellt würden, was Ramses Oueslati unterstützte. Bedo Kayaturan verwies vehement darauf, dass insbesondere muslimischen Jugendlichen auf Positivvorbilder aufmerksam gemacht werden müssten – auch an Schulen. Auch Konstantin Kuhle betonte die besondere Notwendigkeit von Aufklärungsarbeit an Schulen, damit religiösen Verführern das Wasser abgegraben würde. Konsens bestand bei allen darin, dass das „Wir-Gefühl“ zwischen muslimischer Minderheit und Nicht-muslimischer Mehrheit gestärkt werden müsste. Generell ist festzuhalten, dass kurz vor dem Wahltermin alle ParteienvertreterInnen darauf aus waren, ihre Botschaften zu betonen.

Nach der Diskussion stellten sich die Diskutierenden in der abschließenden offenen Fragerunde den Fragen des Publikums. Diese war in besonderer Weise von aktuellen Ereignissen in Barmbek geprägt. Der Landesverfassungsschutz hat vor dem Besuch einer Moschee im unmittelbaren Umfeld des Margaretha-Rothe-Gymnasiums gewarnt, was naturgemäß einige Eltern beunruhigte. Die Schulleitung betonte allerdings, dass sie von einer direkten Beeinflussung bisher keinerlei Kenntnis habe. Falls es in dieser Richtung Anzeichen gäbe, würde allerdings entschlossen dagegen vorgegangen werden.

Das Thema war kein einfaches. Dennoch hat sich die Vorbereitungsgruppe beachtlich geschlagen insbesondere angesichts der Tatsache, dass die zehnten Klassen kurz vor dem Diskussionstermin ihre Überprüfungen für den Übergang in die Oberstufe geschrieben haben. Das Feedback war grundsätzlich positiv, auch wenn mancher einen offeneren Schlagabtausch der DiskussionsteilnehmerInnen vermisst hat. Bei der nächsten Diskussion wird daher der Gesprächsablauf stärker aktiv gestaltet werden.

Kategorien
Lampedusa Thema

Lampedusa

Die erste Ausgabe von „Margaretha Rothe fragt …“ war dem Umgang mit afrikanischen Flüchtlingen in Europa im Allgemeinen, sowie in Hamburg im Besonderen gewidmet. Eingeladen waren VertreterInnen aller Senatsfraktionen sowie von Amnesty International: Kazim Abaci (SPD), Kai Voet van Vormizeele (CDU), Finn-Ole Ritter (FDP), Christiane Schneider (Die Linke) sowie Heiner Göring (Amnesty International). Krankheitsbedingt absagen musste Antje Möller (Die Grünen).

Plakat zur Veranstaltung

Geladen hat eine engagierte Schülergruppe der neunten Klassen. Gut 200 Gäste sind am 21.02.2014 den umfangreichen Werbemaßnahmen gefolgt. Eingeleitet wurde der Abend durch ein Input-Referat von Michelle Weck (Klasse 9a). Michelle dokumentierte professionell und informativ die komplizierte Rechtslage der Flüchtlinge. Prinzipiell genießen sie zwar, wie alle anderen Flüchtlinge auch, Asyl- oder Flüchtlingsschutz gemäß der Genfer Flüchtlingskonvention. Praktisch jedoch scheint die europäische Flüchtlingspolitik eher auf Abschreckung ausgerichtet zu sein. Flüchtlinge erwarten nicht nur hochgerüstete Grenzanlagen, sondern auch harte rechtliche Auflagen. Auf der Strecke bleibt oft die Menschenwürde.

Die eigentliche Diskussion leiteten Marlene Goos (9b) und Josephine Neumann (9c). Schnell wurden die Differenzen der Gesprächsteilnehmer deutlich. Christiane Schneider sprach sich für eine grundsätzliche Überdenkung des hamburgischen Umgangs mit den Flüchtlingen aus, während die anderen Fraktionsvertreter, aber auch der Vertreter von Amnesty International, auf die geltende Rechtslage verwiesen. Einigkeit bestand jedoch weitgehend darin, dass auf europäischer Ebene die nationalen Flüchtlingspolitiken vereinheitlicht werden sollte.

Dennoch mussten sich die Diskutierenden in der abschließenden offenen Fragerunde die Kritik des Publikums gefallen lassen. Die Flüchtlingspolitik des Senats, die sich in der Vergangenheit oft durch Polizeieinsätze auszeichnete, kommt offenbar vor allem bei Schülerinnen und Schülern nicht gut an.

Bereits die erste Ausgabe zeichnete das aus, was das Kennzeichen dieses besonderen Schulprojekts darstellt: Sämtliche organisatorische Fragen wurden von den SchülerInnen in Eigenregie und Teamarbeit erarbeitet. Auch wenn die Moderatorinnen natürlich im Rampenlicht standen, konnten sie sich auf die umfangreiche Unterstützung eines Recherche- und Marketingteams verlassen. Es ist diese Kooperation unterschiedlicher Charaktere, die „MR fragt“ auszeichnet.